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Die Geschichte der Schreinerlehrwerkstatt und die Vier-Millionen-Investition

Aktuell wurden 1,4 Millionen Euro in die neue Schreinerlehrwerkstatt investiert, seit 1974 insgesamt bereits vier Millionen. Doch bis es endlich so weit war, vergingen lange Jahre. Die Geschichte der Ausbildungsstätte von 1967 bis heute.

Nachdem der Landesinnungsverband der saarländischen Schreiner feststellen musste, dass seine erste, am 4. September 1967 in Betrieb genommene, überbetriebliche Ausbildungsstätte in Sulzbach mit ihren 20 Arbeitsplätzen an Hobelbänken und zehn Arbeitsplätzen im Maschinenraum dauerhaft keine Lösung darstellen würde, fiel 1972 die Entscheidung, Räumlichkeiten in der ehemaligen Bergbausiedlung in Von der Heydt anzumieten. Zu diesem Zeitpunkt bestand in der Nähe schon die Ausbildungsstätte des Kfz-Handwerks. Am 2. August 1974 schließlich begann der erste Lehrgang in den neuen Räumlichkeiten auf einer Fläche von insgesamt rund 500 Quadratmetern.

Diese räumliche Veränderung fiel zusammen mit der großen Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland, in deren Zuge auch die Kreishandwerkerschaften im Saarland aufgelöst wurden und mit ihnen die jeweiligen selbstständigen Innungen auf Kreisebene. Zum 1. Januar 1974 entstanden daher die Fachinnung Holz und Kunststoff als Landesinnung für das Schreinerhandwerk als Rechtsnachfolger der damals zehn Kreisinnungen und der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar als eingetragener Verein und Rechtsnachfolger des vormaligen Landesinnungsverbandes. Konsequenterweise etablierten Landesinnung und Wirtschaftsverband zum gleichen Zeitpunkt an Ort und Stelle der Ausbildungswerkstatt auch ihre Geschäftsstelle mit Heinz Scheidt als Geschäftsführer.

Im Laufe der 1970er-Jahre stiegen die Lehrlingszahlen im saarländischen Schreinerhandwerk deutlich an: Im Jahr 1979 waren 900 Lehrlinge im saarländischen Schreinerhandwerk gemeldet, zur Sommergesellenprüfung 1981 meldeten sich 250 Lehrlinge an! Es wurde deutlich, dass die Ausbildungsstätte zu klein war und eine größere Investition erforderlich wurde: So entstand der heutige sogenannte große Bankraum mit 32 Arbeitsplätzen an Hobelbänken mit einer Grundfläche von 250 Quadratmetern. Zwischen dem alten Bestand und dem neuen Bankraum wurde ein kleinerer Maschinenraum vorgesehen. Dafür erfolgte eine erhebliche Förderung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (bibb) und das saarländische Wirtschaftsministerium unter tatkräftiger Vermittlung der Handwerkskammer des Saarlandes bei einer Gesamtinvestition von einer halben Million DM.

Die Inbetriebnahme des neuen Bankraumes erfolgte im April 1980. Allerdings entschied sich die Kfz-Innung alsbald, den Schulungsstandort Von der Heydt aufzugeben, was aber nicht dazu führte, dass die Schreiner ihre Standortentscheidung revidierten. Vielmehr lag es aufgrund der entsprechenden Investitionen nahe, die Lehrwerkstatt nicht mehr in Miete zu betreiben, sondern die Gebäude und das Grundstück zu erwerben. Im Jahre 1990 erfolgte schließlich der Grundbucheintrag über Gebäude und Grundstück zugunsten des Verbandes, nachdem der Kaufvertrag mit den Saarbergwerken schon 1986 abgeschlossen worden war.

Im Jahr 1986 reifte der Plan, das denkmalgeschützte Ensemble um eine repräsentative Geschäftsstelle mit eigenem Sitzungssaal und Seminarraum zu erweitern, was dann auch 1988 mit Kosten in Höhe von rund 500.000 DM realisiert wurde.

Schon 1987 nahm der Verband eine Kooperation mit Diakonischem Werk und Arbeitsamt auf, zunächst im Rahmen einer Umschulung und ab 1988 in Form einer dreijährigen überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahme. Die rückläufigen Lehrlingszahlen zu dieser Zeit führten zu einer gewissen Überkapazität, die wiederum abgedeckt wurde, indem nun der kleinere Bankraum für die Maßnahme zur Verfügung stand. Im Jahr 2015 endete die Kooperation mit Diakonischem Werk und Arbeitsagentur.

Da lief aber schon viele Jahre eine andere Zusammenarbeit, die 1992 eine sehr umfassende Erweiterung notwendig machte und das heutige Erscheinungsbild der Schreinerlehrwerkstatt entscheidend prägte: Die saarländische Meister- und Technikerschule erhielt für ihre Tischlerklasse in Von der Heydt ein neues Domizil! Ein komplett neuer Maschinenraum und eine moderne Absauganlage entstanden: Damit erreichte die überbaute Fläche (einschließlich der 1988 eingeweihten, heute immer noch modern wirkenden Geschäftsstelle) einen Umfang von fast 1.400 Quadratmetern.

Die Kosten für die Maßnahme – einschließlich Sanierung des Altbaudaches und einer außerhalb des Gebäudes errichteten Absauganlage nach dem Stand der Technik – beliefen sich auf rund 790.000 DM. Damit war aber nur eine erste Stufe für weitere Investitionen in eine moderne Ausbildungsstätte gezündet: 1997 folgte die Erweiterung um einen den Anforderungen an den Arbeitsschutz und an neuzeitliche Oberflächentechniken genügenden Lackierraum mit einer Trockenspritzwand – diesmal wurden mit Unterstützung von Bund und Land 540.000 DM investiert – und 1999 die Errichtung eines EDV-Schulungsraumes. Damit nicht genug folgte 2001/02 die erstmalige Anschaffung einer Drei-Achs- CNC-Produktionsmaschine, die Investitionssumme einschließlich eines kleineren Umbaus und weiterer Ausstattungsgegenstände lag bei 252.000 DM.

Da die räumlichen Verhältnisse nach wie vor beengt waren und an jeder möglichen Stelle diverse Lager und Magazine eingerichtet waren, wurde 2007/08 endlich ein Anbau von 110 Quadratmetern rein für Lagerzwecke gebaut. Mit diversen Maschinen und vor allem einer biologischen Kleinkläranlage wurde dank Bundes- und Landeszuschüssen mit 657.000 Euro erneut ein erklecklicher Betrag investiert.

2011 entschied sich der Verband für die Installation einer Photovoltaik- Anlage auf den Dächern der Lehrwerkstatt – ein rundum sinnvolles Invest, allein, wenn man sieht, dass fast 50 Prozent des selbst produzierten Stroms in den Eigenverbrauch gehen. Danach kam die Diskussion über ein gemeinsames großes Ausbildungszentrum zusammen mit anderen Gewerken unter Führung der HWK auf, was zunächst einen abschließenden großen Modernisierungsschritt in Von der Heydt „auf Eis legte“. Damals hieß es vom bibb-Gutachter, dass er den Standort als nicht zukunftsfähig erachte und daher Zuschüsse für bauliche Maßnahmen nicht befürworten könne. Dennoch wurden 2014/15 rund 335.000 Euro in Maschinen, insbesondere aber in EDV und eine moderne Fünf-Achs-CNC-Maschine investiert. Was folgte, waren intensive Gespräche mit den Zuschussgebern und der HWK mit dem Ergebnis, dass eine räumliche Verlagerung zusammen mit der HWK wieder aus dem Fokus rückte.

Ein großes Palaver mit den Beteiligten endete mit einer kritischen Betrachtung der bisherigen Entwicklung und dem Verwerfen erster Lösungsansätze. Aus der Reaktion auf das Insistieren des Gutachters auf einer großen Lösung resultierte zunächst der nicht ganz ernst gemeinte Vorschlag, „einmal mit dem Bagger durchzufahren“, aber dann das Aufgreifen eines gut 15 Jahre zuvor diskutierten Ansatzes, die mitten im Gebäudeensemble gelegene Heizungsanlage zu verlagern und dadurch Raum zu schaffen für einen zentralen Flur, von dem alle Funktionsräume erreichbar wären, um so das labyrinthische Chaos zu entwirren. Zwischendurch kam es 2019 noch zu einer 90prozentigen Förderung des Bundes für die Anschaffung digitaler Technik wie 3-D-Drucker, Lasergravursystem und Folienplotter – alles in dem Sinne, die technische Avantgarde des Schreinerhandwerks ab- und auszubilden.

Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Schreinerlehrwerkstatt war aber, dass die aktuelle Modernisierungsmaßnahme angeschoben wurde: Skepsis wich Enthusiasmus, Zuversicht ersetzte Bedenken. Vorstand und Mitgliederversammlung entschieden sich 2018 für eine große eigenständige Lösung am Standort Von der Heydt. Die zweite Hürde nahm das Vorhaben mit der Feststellung des bibb-Gutachters, wonach die Modernisierung mit einem Bauvolumen von 1,2 Millionen Euro erheblich unter den Kosten eines Neubaus liegen würden: Der Weg war frei für eine konkrete Planung, die in die Hände von Architekt Andreas Kiemle gelegt wurde, begleitet von der Bundesbauverwaltung in Saarbrücken.

Am Ende werden in diesem Jahr rund 1,4 Millionen Euro in der Schreinerlehrwerkstatt verbaut beziehungsweise in neuen Maschinen angelegt sein – gutes Geld für die Aus- und Weiterbildung von Schreinern, aber auch von Raumausstattern, Bestattern und vielleicht zukünftig auch von Parkett- und Bodenlegern.

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