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„Die Menschen wollen Unverfälschtheit und Echtheit!“

Das 2. Südwestdeutsche Fußbodenforum in Trier war ein voller Erfolg und glänzte mit spannenden Fachvorträgen und Einblicken in neue Trends. Die Veranstalter HolzLand Leyendecker und der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar ziehen eine positive Bilanz.

Der Entertainer unter den Fachreferenten: Richard A. Kille, Leiter und Inhaber des „IFR“ in Köln.

Es gibt niemanden, der ihn nicht nutzt, niemanden, der ihn nicht kennt und niemanden, der ihn nicht irgendwann einmal verändern, verschönern, ja verbessern möchte: den Fußboden. Diese nüchterne Aufzählung von nur scheinbar banalen Fakten zeigt das ganz große Kapital, das die Fußbodenbranche heben kann. Dies geschieht natürlich schon – und die Geschäfte laufen gut. Damit sie künftig noch besser laufen, haben Rolf Bickelmann, engagierter Obermeister der Innung Parkett- und Fußbodentechnik Pfalz-Rheinhessen-Saarland, der Trierer Holzfachmarkt „Leyendecker HolzLand GmbH & Co. KG“ und der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar e. V. in Trier das 2. Südwestdeutsche Fußbodenforum veranstaltet. Ein interner Branchentreff, gedacht als Fortbildungsmaßnahme, Innovationstreff und Trendseminar für Unternehmen aus der Parkettleger- und Fußbodenbranche sowie deren Mitarbeiter. Soll heißen, wer sich einen Tag Zeit nimmt, erhält hier live und in Farbe die neuesten Brancheninfos und Hintergrundinformationen und hat zudem die Gelegenheit, sich mit Kollegen aus Südwestdeutschland auf Fachniveau auszutauschen – wovon die meisten Teilnehmer auch regen Gebrauch machten.

Gesprächsstoff gab es genug, denn die geladenen Referenten waren nicht nur allesamt namhaft und hochkarätig, sie hatten auch durch die Bank etwas (meist sehr spannendes) zu sagen. Und: Durch die lockere und jederzeit kompetente Moderation von Leyendecker- Geschäftsführer Edwin Steffen wurden auch die Pausen zwischen den Vorträgen kurzweilig überbrückt. Den Eröffnungspart bei der Veranstaltung in der Alten Färberei Trier hatte ein weit gereister Redner: Dr. Frank Radtke aus der Schweiz. Sein Unternehmen, die „Dr. Radtke CPM Chemisch-Physikalische Messtechnik AG“, verhilft mit einer ebenso zuverlässigen wie komplexen Feuchtigkeitsmessung Bodenlegern zu einer schnellen und einfachen Beurteilung der Belegreife von Unterböden. Ein Thema, das selbst unter Fachleuten noch der inhaltlichen Vertiefung bedarf, wie die Diskussionen um Dr. Radtkes halbwissenschaftlichen Vortrag eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Sein Unternehmen ist europaweit der führende Hersteller von CM-Geräten und zeichnet sich – nach eigener Aussage – durch stetige Innovation und eine außerordentlich hohe Zuverlässigkeit der Geräte aus. Die geprüften Baufeuchtemessgeräte der Dr. Radtke AG basieren auf der Calcium-Carbid- Methode und unterliegen einer regelmäßigen Qualitätsüberwachung im hauseigenen Labor.

Als Branchenexperte mit enormem Fachwissen und langjähriger Erfahrung bietet Dr. Frank Radtke Schulungen, Dienstleistungen und Engineering an. Darüber hinaus vertreibt das Unternehmen europaweit verschiedenste Produkte in den Bereichen Feuchtemessung, Baustoffprüfung sowie Material- und Bauwerksdiagnostik. „Dr. Radtke CPM Chemisch-Physikalische Messtechnik AG“ mit Sitz in Baar (Zug) wurde 1995 gegründet und beschäftigt drei Mitarbeiter.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fußbodenleger sehr gut daran tun, die Feuchtigkeitsbeurteilung von Zementestrich nicht nach Baugefühl oder „Pi mal Daumen“ zu beurteilen, sondern es allemal lohnender ist, den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Dr. Frank Radtke zu folgen.

Nach dieser schweren Kost zu Tagungsbeginn konnte Rechtsanwalt Michael Peter, Geschäftsführer des Mitveranstalters Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar e. V., den Fokus auf ein Thema lenken, das jeden holzbodenverlegenden Betrieb angeht: den mittelstandsfeindlichen Zertifizierungszwang. In blumiger und angemessen drastischer Sprache verteilte der Redner aus dem Saarland eine Watschen nach der anderen an Politiker und Ministerialverwaltungen, die zulassen, dass zukünftig alle Alarmglocken schrillen, wenn demnächst bei öffentlichen Ausschreibungen des Bundes Tischler- und Schreinerbetriebe für ihr verwendetes Holz die kostspielige und aufwendige betriebliche Produktkettenzertifizierung (CoC) vorlegen müssen. Demnach reicht es bereits seit dem 1. April (für beschränkte Ausschreibungen und freihändige Vergaben) beziehungsweise ab dem 1. Juli dieses Jahres nicht mehr aus, nachgewiesenes FSCoder PEFC-zertifiziertes Holz über den Handel zu beschaffen. Vielmehr wird die Nachweiskette für zertifiziertes Holz auf den Tischler beziehungsweise Schreiner als Endverbraucher ausgedehnt. Mit fatalen Folgen!

So hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) am 8. Dezember 2015 die Auslegung des Erlasses zur Beschaffung von zertifizierten Holzprodukten auf Bundesebene präzisiert und das entsprechende Formblatt 248 abgeändert. Um als Bieter bei öffentlichen Bundesausschreibungen überhaupt berücksichtigt werden zu können, müssen die Unternehmer bereits im Vergabeverfahren eine betriebliche CoC-Nummer vorlegen können. Die Folge: das bislang unbürokratische und sichere Verfahren droht zu kippen.

Michael Peters Fazit: „Die drastischen Auswirkungen zeigen doch, dass hier dringend alle Parteien an einen Tisch gehören, will man nicht den De-facto- Ausschluss mittelständischer Handwerksunternehmen von öffentlichen Ausschreibungen riskieren.“ Der Applaus für die Offenlegung dieses Schildbürgerstreichs war entsprechend groß – eine Mischung aus Kopfschütteln und Entsetzen dominierte im Saal. Ganz nah an der Praxis und deshalb von hohem Nützlichkeitsfaktor für das Auditorium waren auch die übrigen drei Tagungsreferenten. Wie überhaupt festzustellen ist, dass die thematische Mischung bei diesem Fußbodenforum nicht hätte besser sein können.

Redner mit dem vielleicht populärsten Thema war Robert Bieger, Geschäftsführer der „Kährs Parkett Deutschland GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Tübingen, zuständig für einen Umsatz von 80 Millionen Euro. Der Vertreter des weltweit größten Parkettherstellers und Deutschlands Nummer eins im Landhausdielen-Markt konnte mit seiner Rede das Fachpublikum geradezu begeistern, hatte er es sich doch zur Aufgabe gemacht, einen Marktüberblick zu geben und eine Trendvorausschau zu wagen – alles sehr fundiert und auf Recherchen und Statistiken begründet.

Eine markante Aussage war: „Das Volumen fällt, aber der Wert steigt.“ Soll heißen, die Menschen verlegen auf ihren Fußböden höherwertige Ware. Dazu passt auch, dass Robert Bieger eine drastische Änderung im Produktmix festgestellt hat: „Es nimmt alles zu, was designt ist“, sagt er etwa. Oder auch, dass Oberflächen zukünftig so natürlich wie möglich gestaltet sein sollten, weil die Haptik eine immer wichtigere Rolle spielt. Der Kährs- Chef bringt das auf folgende Formel: „Die Menschen wollen Unverfälschtheit und Echtheit.“

Nach seiner Beobachtung ist „Holz das überragende Design“, denn 60 Prozent der Käufer von Bodenbelägen wollen das Design Holz haben, wobei nur fünf Prozent von ihnen letztlich das vergleichsweise hochpreisige Parkett verlegen lassen. Robert Bieger sieht das als Chance und Motivation für alle Bodenleger, ihren Kunden bewusst höherwertige Produkte anzubieten. Nach seinen Trendforschungen gibt es eindeutig eine „Rückbesinnung in die gute alte Zeit“, weil sich die Menschen nach „Authentizität“ sehnen, so der redegewandte Kährs-Mann.

Neben Aussagen zu neuesten Farbtrends („Grau wird die neue Trendfarbe“) und Material- und Musterhitlisten („Der Fischgrätboden nimmt deutlich zu“) gibt er den anwesenden Verlegefirmen einen guten und gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg: „Sie sollten mehr Wert auf Vermarktung legen, denn mit Vermarktung verdient man auch Geld! Ja, glauben Sie mir und sorgen Sie dafür, bei den Kunden den Wunsch zu wecken, Dinge zu haben, die andere nicht haben.“ Staunen, anerkennendes Nicken und anschwellender Applaus für einen Vortrag, der keine Sekunde zu lang war.

Dabei wurde erst danach dem Entertainer des Tages das Mikro gereicht: Richard A. Kille. Der Leiter und Inhaber der „IFR Sachverständigenbürogesellschaft für Fußbodentechnik und Raumausstattung mbH“ in Köln hat die seltene Gabe, komplexe Sachverhalte allgemeinverständlich aber nicht banal rüberzubringen – und das mit einem gewissen Unterhaltungswert, der dafür sorgt, dass man ihm gerne zuhört. Kille versteht sich als Berufssachverständiger und kann vom Podium herab den Kollegen entsprechende Tipps geben. Zum Beispiel, wie man am besten reagiert, wenn der Kunde sagt: „Oh, das habe ich mir aber anders vorgestellt.“ Auch referiert er eloquent über die Fallstricke der „kaufrechtlichen Mängelhaftung“ und weist auf die enorme Bedeutung von Untergründen hin: „Sie sollten Untergründe beraten und vermarkten, denn perfekte Untergründe sind entscheidend für die nachhaltige Kundenzufriedenheit.“

Eben diese gehört auch zum Kerngeschäft des Abschlussreferenten des 2. Südwestdeutschen Fußbodenforums, Professor Dr. Andreas Rapp von der Leibniz Universität Hannover. Thema seiner Rede: „Lernen aus den Fehlern anderer.“ Er hat sich als wissenschaftlich arbeitender Gutachter mit aktuellen Parkettschadensfällen beschäftigt und gibt den Kollegen nützliche Hinweise, wie diese zu vermeiden sind. Ein Beispiel: „Verkaufe und verlege nie Parkett unter falschem Namen und ohne Zulassung.“ Wenn dieses nämlich von Kunden oder deren Anwälten beanstandet wird, bleibt man so gut wie immer auf seiner Rechnung sitzen. „Da haben Sie keine Chance“, so Prof. Rapp. Fachkundig erläutert er zudem mögliche und nachgewiesene Hintergründe bei Verfärbung von Parkett durch Ammoniak. Auch seine Erfahrungen und jüngste Entwicklungen zum Versagen einiger Silanklebstoffe kann er fachgerecht weitergeben, sodass am Ende des Tages in Trier eine Fachtagung mit erheblichem Mehr- und Bildungswert von den Teilnehmern beklatscht werden kann. Fortsetzung folgt – in zwei Jahren.

 

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