Verhaltener Optimismus im saarländischen Schreinerhandwerk
Mit der Frühjahrs-Konjunkturumfrage wollten wir Aufschluss über die aktuelle Wirtschaftslage der Betriebe bekommen und Anhaltspunkte für die Entwicklung und Erwartungen erhalten.
Verhaltener Optimismus im saarländischen Schreinerhandwerk – so kann das Fazit der diesjährigen Konjunkturumfrage für die Montage- und Schreinerbetriebe an der Saar beschrieben werden.
Trotz des Kriegs in der Ukraine und der unsicheren Entwicklung in Griechenland hat sich das Geschäftsklima in Deutschland und die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbessert – allerdings nur minimal – laut Konjunkturbericht des ZDH. Vor allem die gesunkenen Ölpreise und der schwächere Euro wirken derzeit wie ein zusätzliches Konjunkturprogramm für Europas größte Volkswirtschaft: Dank der günstigeren Energiepreise sparen Unternehmen und Verbraucher viele Milliarden Euro, während die Abwertung der Währung deutsche Waren in Übersee verbilligt und den Export begünstigt. Rekordbeschäftigung und steigende Löhne kurbeln zudem den Konsum an. Viele Ökonomen gehen inzwischen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um bis zu zwei Prozent wachsen kann. 2014 waren es 1,6 Prozent. Experten warnen vor zu großen Hoffnungen. Die Unsicherheit sei hoch - und die Unternehmen sparten lieber statt zu investieren, sagte der Chefvolkswirt der KfW-Bank, Jörg Zeuner. "Für eine deutliche Wende zum Besseren müssen Europa und Griechenland einen langfristig tragfähigen Kompromiss finden und das Verhältnis zu Russland sollte sich zumindest stabilisieren."
Wie wirkt sich dies nun beim saarländischen Schreinerhandwerk aus? Mit der Frühjahrs-Konjunkturumfrage wollten wir Aufschluss über die aktuelle Wirtschaftslage der Betriebe bekommen und Anhaltspunkte für die Entwicklung und Erwartungen erhalten. 38% der antwortenden Betriebe geben als Tätigkeitsschwerpunkt die Montage fremd gefertigter Teile oder Trockenbau an. Offensichtlich verringert sich die Zahl der produzierten Betriebe immer mehr. Nur noch 30 % der Betriebe, fertigt und montiert selbst hergestellte Teile. Die Einzelfertigung mit einem konkreten Aufmaß erfolgt bei 24% der Unternehmen, 8% befassen sich schwerpunktmäßig mit einer Serienfertigung. Der Fertigungsschwerpunkt liegt bei den herstellenden Unternehmen im Innenausbau und der Fertigung von Möbeln - dies gaben 82 % der Befragten an. Bei 6% liegt der Schwerpunkt im Treppenbau, und bei 4% im Fensterbau. Der Bereich Sonstiges liegt bei 8%. Die größte Kundengruppe stellen die Privatpersonen mit rund 64%. Es folgen die gewerblichen Kunden mit 26% und die Kundengruppe Handel mit 2%. Nur 4% akquirieren ihre Aufträge vorzugsweise bei öffentlichen Auftraggebern.
Auf die Frage nach der Entwicklung der Branchenkonjunktur in 2014 im Vergleich zum Vorjahr sehen 22 % eine weitere Verbesserung. Gesteigerte Erwartungen sahen im vergangenen Jahr noch 25 % bzw. im Jahr 2011 noch 34%. Ganz entscheidend aber: Im Gegensatz etwa zum Krisenjahr 2009, wo noch 44% der Betriebe eine schlechtere Konjunkturlage prognostizierten, sind es jetzt nur noch 10%, die mit einer Verschlechterung rechnen.
Im Jahr 2014 sahen 74% ihre Erwartungen erfüllt, für 12% war das Jahr enttäuschend und immerhin 14% konnten sich darüber freuen, dass ihre Erwartungen sogar noch übertroffen wurden.Die Personalsituation in den Betrieben hat sich stabilisiert. 12 Prozent planen eine Verringerung des Personalbestandes. Allerdings wollen 28 Prozent ihre Mitarbeiterzahl aufstocken. Durchschnittlich werden 6,55 Mitarbeiter in den Betrieben beschäftigt. Das ist ein hoher Wert und spricht dafür, dass sich an der Umfrage in der Tendenz eher größere Betriebe beteiligt haben. Dazu gehört auch, dass 40 % der Rückläufe angeben, eine CNC-Maschine im Einsatz zu haben. Die Auftragsreichweite liegt im Durchschnitt bei 8,14 Wochen, ebenfalls ein vergleichsweise hoher Wert.
Sorgenkind bleibt der Festerbau. „Während wir vor 20 Jahren bei unseren eigenen Fenstertagungen noch 60 und mehr Teilnehmer hatten, bekämen wir jetzt vielleicht noch etwas mehr als eine Handvoll Betriebe zusammen, die ihre verkauften Fenster selbst fertigen,“ beschreibt Geschäftsführer Michael Peter die dramatische Entwicklung. Die Insolvenz eines der größten Mitgliedsunternehmen, der Firma Fuhrmann & Colling aus Gersheim, Anfang des Jahres zeige deutlich, dass selbst in einem spezialisierten Segment wie den historischen Fenstern der Marktdruck enorm sei. „Da tragen die öffentlichen Auftraggeber eine Mitschuld: Wenn die Herstellung, Lieferung und Montage ausgeschrieben ist, sollte auch alles aus einer Hand kommen und es nicht so sein, dass der ostdeutsche Anbieter die Fenster in Polen herstellen und von einer ausländischen Kolonne einbauen lässt; ein heimischer Anbieter kann mit diesen Dumpingangeboten bei einem ordentlichen deutschen Lohngefüge nicht mehr mithalten.“