Die Mitgliederversammlung des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar in den Räumen der Toyota Autowelt am Saarbrücker Ludwigskreisel war ebenso lebhaft wie informativ und am Ende sehr genussreich.
Es ist die hohe Kunst des Organisierens, wenn eine eigentlich trockene Pflichtveranstaltung nicht nur feucht-fröhlich, sondern auch sehr erkenntnisreich endet. So geschehen bei der Mitgliederversammlung des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar in den neu gestalteten Räumen der Toyota Autowelt in Saarbrücken Mitte November. Dass es erst gar nicht langweilig wird, dafür war gesorgt, als der Verbandsvorsitzende Karl Friedrich Hodapp mit einem Paukenschlag namens Begrüßungsrede die Zuhörer in seinen Bann zog. Er hatte zwar ein Blatt in der Hand, wollte an diesem Abend aber keines vor den Mund nehmen und so bekam jeder sein Fett weg, der es (nach seinem Dafürhalten) verdient hatte. Und das waren einige, vorwiegend beheimatet beim Bundesverband Tischler Schreiner in Berlin, dem Hodapp offensiv und offenherzig Uninspiriertheit attestierte. Hätte an diesem Abend eine Zeugnisausgabe an die nur an ihren Ämtern klebenden Funktionäre auf der Agenda gestanden, die Versetzung einiger Protagonisten wäre zumindest stark gefährdet gewesen.
Dem verbalen Rundumschlag sollten lobende Worte aus dem Munde Karl Friedrich Hodapps folgen, einmal gerichtet an den eigenen Geschäftsführer für eine geglückte Weichenstellung für die Zukunft des Verbandes und für seinen Einsatz, was das leidige Thema SOKA Bau anbelangt. „Ohne den Verband müssten viele Betriebe eine Umlage zahlen, ob für Winterbaubeschäftigung, Urlaub oder Berufsausbildung von Maurern und Zimmerern, letzteres selbst dann, wenn man gar selbst Schreinerlehrlinge ausbildet. Hier hat sich unser Geschäftsführer unermüdlich dafür eingesetzt, dass unsere Betriebe geschützt bleiben: in direkten Gesprächen mit der SOKA Bau oder auf höherer Ebene bei Verhandlungen zwischen der Ausbau-Allianz und den Trägern der SOKA Bau oder der Malerkasse.“
Aber auch die Abkehr vom Blockunterricht in der Berufsschule wollte Hodapp als großen Fortschritt für die Ausbildungsbetriebe gewertet sehen. „Die heftige Kritik einzelner Mitgliedsunternehmen hatten Vorstand und Geschäftsführung in energische Kontakte mit dem Bildungsministerium und den Schulleitungen umgesetzt. Schließlich haben Hintergrundgespräche und das einstimmige Votum in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dazu geführt, dass die ‚2+1-Regelung‘ gerade im Interesse kleinerer Ausbildungsbetriebe im saarländischen Schreinerhandwerk greift!“
Was danach folgte war eine ebenso unterhaltsame wie informative Talkrunde zwischen Geschäftsführer Michael Peter und dem Gastgeber des Abends, Thomas Friedrich, der die Toyota Autowelt in Saarbrücken leitet. Thema: die Zukunft der Mobilität vor dem Hintergrund der Diesel-Krise und den Möglichkeiten, die die E-Mobilität für den Fuhrpark von Wohnhandwerker- Betrieben bietet. Fazit: Das längst salonfähig gewordene Diesel-Bashing ist grob populistisch und objektiv nicht zu begründen, die Elektromobilität für Nutzfahrzeuge auf Sicht noch untauglich und nur die boomende Hybrid- Technik, also der maschinengesteuerte und intelligente Mix aus Elektromobilität und Verbrennungsmotor, steht als echte Alternative zur Verfügung. Thomas Friedrich sieht gerade Toyota in diesem Bereich besonders gut aufgestellt, was er auch an steigenden Verkaufszahlen in seinem Verkaufsgebiet festmachen kann.
Danach schwere Kost in Form der Jahresrechnungen 2016 der Fachinnung HKH Saar und des Wirtschaftsverbandes. Dennoch: Auch wenn es zwangsläufig ermüdend ist, wenn Ergebnisse von Zahlenkolonnen verbal vorgetragen und an die Wand geleuchtet werden, so darf dem umfangreichen Zahlenwerk attestiert werden, dass es in jeder Hinsicht positive Signale an die Mitglieder verbreitet hat. Sieht man einmal ab von der Entwicklung der Gesamtmitgliederzahl des Verbandes, so sind unterm Strich alle signifikanten Kennzahlen positiv – und das ist eine applauswürdige Leistung des Verbandsvorstandes und seiner Geschäftsführung.
Nicht weniger Beifall sollten die Geehrten des Abends bekommen. Das waren einmal der diesjährige „Saarland Schreiner-Superstar“ Yannik Rodner und der ebenfalls 2017 zu den Saarlandbesten zählende Amir Ahmadi von Schreinerei Dejon & Scher GmbH in Schiffweiler. Der 25-jährige Schreinergeselle Yannik Rodner hat sein Handwerk in der Schreinerei Azzaretto GmbH in Saarbrücken gelernt und ist dort auch nach der Lehre weiterhin beschäftigt. Er hat das Saarland beim diesjährigen Bundesleistungswettbewerb, der an der berufsbildenden Schule in Bad Zwischenahn im niedersächsischen Landkreis Ammerland stattgefunden hat, vertreten. Dort hatten sich die Landessieger getroffen, um während einer zwei Tage dauernden Arbeitsprobe den Bundessieger zu ermitteln. Mit dem Sieg bei den Besten wurde es für Yannik Rodner zwar nichts, dafür konnte er am Abend der Mitgliederversammlung viel Lob von seinen Chefs Claudio und Michele Azzaretto hören. Lehrlingswart Peter Dincher hatte dem dann auch noch einiges hinzuzufügen.